REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken
bis Februar 2025 im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund
Mit REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken wird die größte Kunstsammlung der Region neu aufgemischt. Die Ausstellung zeigt die Schätze des MKK ganz neu und lädt in der großen Ausstellungshalle zu einer beeindruckenden Zeitreise durch die Jahrhunderte ein.
Vom Mittelalter bis zum Jugendstil
Auf 800 Quadratmetern finden Gemälde und Plastiken aus 800 Jahren bildender Kunst zusammen – von der mittelalterlichen Romanik bis zum Jugendstil. Zu den Highlights gehören Werke von Conrad von Soest, Caspar David Friedrich, Constantin Meunier, Anselm Feuerbach und Lovis Corinth. In Epochenräumen tauchen die Besucher*innen ein in die Kunstgeschichte und erleben, wie die Kunst kulturelle und historische Entwicklungen spiegelt. Zu entdecken sind verbildlichte Lebensanschauungen, Welt-Bilder: vom spirituellen Mittelalter über die beginnende Neuzeit, die die Außenwelt erforscht, bis hin zum Rückzug ins Innere in der Romantik und dem sich abermals nach außen wendenden Realismus.
Kompakt und veränderbar
REMIX zeigt ein Stück mitteleuropäische Kunstgeschichte im kompakten Überblick. Bis 2025 wird mehrfach neu gemischt, um die Kunstsammlung des MKK in Gänze auszuforschen und immer neue Aspekte in den Fokus zu stellen – darunter auch Fotografien, Druckgrafiken und Handzeichnungen.
In kurzen Audios erklärt Christian Walda, Kunsthistoriker und Kurator der Ausstellung, wie Kunst die Lebenswelt der Menschen und historische Entwicklungen widerspiegelt.
Das Mittelalter - Gefühl und Innigkeit
Es gibt nicht bloß ein Mittelalter. Die Spanne zwischen Antike und Neuzeit ist sehr lang, dauert sie doch vom 6. bis ins 16. Jahrhundert. In dieser Zeit passiert viel. Der Vergleich zwischen dem romanischen, eher statisch wirkenden, bronzenen Kruzifix von 1120 und dem spätgotischen hölzernen Engel mit Leidenswerkzeugen vom Ende des 15. Jahrhunderts zeigt, wie sich das Menschenbild allein in drei Jahrhunderten radikal geändert hat – von einer starren Figur zur bewegten Geste.
Dabei bleiben die Themen über die Zeiten überwiegend die gleichen: Schmerz, Herz und Gemeinschaft. Die Kunst des europäischen Mittelalters ist weitgehend christlich. Sie dreht sich meist um das Leiden Jesu, die empfindsame Beziehung seiner Mutter und anderer zu ihm (Mitleid und Fürsorge) und die Beziehungen der Christen untereinander (Gemeinschaft mit ihren Heiligen als Vorbilder). Diese Kunst erzählt Geschichten voller menschlicher Abgründe und ist stark gefühlsbetont und innig.
Die frühe Neuzeit bis zum Klassizismus – die Entdeckung der Welt
In der Aufklärung fordern die Menschen zunehmend ihre Rechte ein. Durch die globalen Einflüsse und das gesteigerte Interesse an den Dingen werden die Kunst vielfältiger und ihre Inhalte profaner. Es entwickeln sich vor allem in den Niederlanden und Flandern ganz neue Bildthemen wie das Stillleben, die Landschaft und Alltagsszenen. Die Darstellungsarten werden vielfältiger, experimenteller und – vor allem im Barock – dynamischer.
Romantik und Biedermeier – Rolle rückwärts nach vorn
Intellektuelle wenden sich wieder der Religion zu und suchen verstärkt nach Gefühl und Gemeinschaft, die sie nicht in der Aufklärung mit deren Forderungen nach mehr individueller Freiheit finden. Romantik und Biedermeier mit ihrem Rückzug ins Innere und Familiäre sind politische und künstlerische Reaktionen auf diese angstbesetzte Zeit. Zur zentralen Kulisse wird nun die Landschaft, durch die Sehnsucht und Gefühl in der Malerei ausgedrückt werden kann. Sie ist weniger Abbild als Utopie.
Die Düsseldorfer Malerschule – zwischen Ideal und Wirklichkeit
Die deutsche Kunst um 1830 ist geprägt von klassizistischen, romantischen und realistischen Anteilen, die nebeneinander und miteinander verflochten existieren – eine unübersichtliche Lage, die der politischen entspricht: Die aufkommende antifeudale Opposition steht einer reaktionären Obrigkeit entgegen, die sich, wenig überraschend, eher in der religiösen Kunst der Nazarener wiederfindet. Die Entwicklungen hin zum Realismus sind auch einer völlig neuen Konkurrenz in der Kunst zu verdanken, mit der es zu wetteifern gilt: der Fotografie, erfunden 1826 von Joseph Niépce.
Der Realismus – Entdeckung des Alltags
Der Realismus heißt aber auch so, weil die Dinge der Welt wirklichkeitsnäher dargestellt werden. Die Kunst des Realismus zielt somit auf Alltäglichkeit und Sachlichkeit. Die aufkommende Fotografie ist hier Vorbild, Konkurrenz und Ansporn. Betrachtet man hinter der Kunstentwicklung die zeittypischen Verhältnisse zur Welt, haben wir es Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Bestreben zu tun, sich nach der Innerlichkeit der Romantik wieder den äußeren Dingen der Welt zu öffnen.
Impressionismus – Kunst als Kunst
Breite Pinselstriche verhindern klare Abgrenzungen und detaillierte Ausformulierungen. Diese Unklarheit reizt unser Gehirn zur Vervollständigung, und da diese von unserer jeweiligen Stimmung abhängt, erscheinen die Werke so lebendig und subjektiv. Die impressionistisch malenden Künstler*innen konkurrieren nicht mehr mit der Fotografie und machen die Not zur Tugend: Sie malen nun gänzlich anders. Die starke Subjektivität ihrer Gemälde, die aus der Verneinung der fotografischen Genauigkeit entsteht, ist der Grundstein der Moderne.
Jugendstil – Kunst und Leben
Die Gemeinsamkeiten sind das Ornamentale (die Natur als Vorbild), das Streben nach Funktionalität, die Gestaltung der Dinge aus allen Lebensbereichen (Gebäude, Möbel, Gläser, Besteck) und die Lebensreform aus dem Geist des Philosophen Friedrich Nietzsche, für den die Kunst die wahre Form und Bestimmung des Lebens darstellt. In der bildenden Kunst kommen diese Ideale in der würdigen Bewegung ihrer Figuren und edlen Darstellung der Porträtierten zum Tragen.